Prozessdimensionen
Im Laufe des Entwicklungsprozesses von RRI wurden vier Prozessdimensionen definiert, die als Rahmen für einen kontinuierlichen Austausch zwischen Gesellschaft, Politik, Bildungs- und Forschungssektor sowie Industrie und Wirtschaft dienen: 1) vielfältig und integrativ, 2) offen und transparent, 3) vorausschauend und reflexiv sowie 4) reaktions- und anpassungsfähig.
Vielfältig und integrativ (Diverse and Inclusive) bezieht sich auf die vielfältige Einbeziehung eines breiten Spektrums von Akteurinnen und Akteuren in Forschung und Innovation. Diese Einbindung aller in die jeweiligen Prozesse soll die Demokratie der Gesellschaft stärken und Wissen besser nutzbar machen. Offenheit und Transparenz (Open and Transparent) zielen darauf ab, Erkenntnisse über Methoden, Ergebnisse, Schlussfolgerungen und Auswirkungen offen und transparent zu kommunizieren. Die vorausschauende und reflexive (Anticipative and Reflective) Dimension konzentriert sich darauf, wesentliche Erkenntnisse über mögliche Folgen von Forschung und Innovation zu antizipieren, um im Zweifelsfall besser handeln zu können. Die Dimension der Reaktions- und Anpassungsfähigkeit (Responsiveness and Adaptive) schließlich zielt darauf ab, die Forschungsprozesse und die erforderlichen strukturellen Bedingungen an veränderte Bedingungen, Bedürfnisse oder neue wissenschaftliche Erkenntnisse anzupassen.
Im Jahr 2014 hob die Europäische Kommission sechs weitere Dimensionen von RRI hervor: 1) Ethics, 2) Gender Equality, 3) Open Access, 4) Public Engagement, 5) Science Education, und 6) Governance. Später wurde die Governance jedoch eher als ein den anderen Aspekten zugrundliegendes Konzept betrachtet. Die erste Dimension konzentriert sich auf die Integrität/Ethik (Ethics) der Forschung und die Akzeptanz der wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen in Wissenschaft und Gesellschaft. Die zweite Dimension, die Gleichstellung der Geschlechter (Gender Equality), widmet sich der Förderung der gleichberechtigten Beteiligung der Geschlechter in Teams und Entscheidungsgremien sowie der Berücksichtigung von Geschlechterdimensionen in Forschung und Innovation, um die Qualität und gesellschaftliche Relevanz der Ergebnisse zu verbessern. Die dritte Dimension, der offene Zugang (Open Access), zielt darauf ab, wissenschaftliche Informationen für alle frei und direkt zugänglich zu machen, um die wissenschaftliche Forschung zu verbessern und zu beschleunigen. Darüber hinaus soll dies die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Akteurinnen und Akteuren erleichtern und einen produktiven Austausch mit der Zivilgesellschaft fördern. Die vierte Dimension, das öffentliche Engagement (Public Engagement), beabsichtigt, die Gesellschaft stärker in Forschungs- und Innovationsprozesse einzubinden, die kollaborativ sind und von der Zusammenarbeit einer Vielzahl von Akteurinnen und Akteuren abhängen. Ziel ist es, alle Interessengruppen in den gesamten Prozess einzubeziehen und stets alle Interessen zu berücksichtigen. Die fünfte Dimension, die wissenschaftliche Bildung (Science Education), konzentriert sich auf die Verbesserung der derzeitigen Bildungsprozesse, die Befähigung der Bürgerinnen und Bürger zur Teilnahme an Forschungs- und Innovationsdebatten, die Förderung neuer wissenschaftlicher Talente und die Erhöhung der Gesamtzahl der Forschenden.